Amateurfunk-Historie

Amateurfunk ab dem Jahr 1920 in Halle/Saale

1. Einleitung – Beginn des Amateurfunks in Halle/Saale

Die Ursprünge des Amateurfunks reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als Pioniere und Erfinder wie Heinrich Hertz, Guglielmo Marconi und Nikola Tesla mit der drahtlosen Übertragung experimentierten. Erste Amateurfunkversuche begannen um 1900, als Funktechnik noch in den Kinderschuhen steckte.

Überall in der Welt begann sich der Funk seit Ende des 19. Jahrhunderts als neues und wichtiges Kommunikationsmittel zu entwickeln. Die beginnende und spätere Nutzung für wirtschaftliche und militärische Zwecke kann man aber nicht von der Einführung des Hörrundfunks und des Amateurfunks trennen. Denn von Beginn an waren Amateure und Bastler aktiv. Dabei waren deren Zielstellungen, was Rundfunkhören und eigene Sendetätigkeit betrifft, fließend.

Viele wollten nur Radio hören, andere beschäftigten sich intensiver mit dem Neuen. Dabei lieferten sie wesentliche Erkenntnisse z.B. die der Nutzung der Kurzwelle unterhalb 200 m, da ihnen zunächst diese Frequenzbereiche als nicht brauchbar zugewiesen wurden. Es ist jedoch festzustellen, daß sowohl dem Rundfunk als auch dem Amateurfunk in Deutschland seitens der Behörden mißtrauisch und restriktiv entgegengetreten wurde.

Das belegen die herausgegebenen Bestimmungen und Gesetze. Der Staat wollte seine Monopolstellung durchsetzen und hielt alle Aktivitäten in engen Grenzen. Andere Länder wie Großbritannien, USA und Frankreich waren wesentlich liberaler.

Ziel der Recherchen war, vorrangig die Geschichte des Amateurfunks in unserer Stadt zu betrachten. Es ist keine Chronik mit einer lückenlosen Auflistung des Geschehens. Vieles muß natürlich über die Stadtgrenzen hinaus betrachtet werden.


2. Entstehen von Radioklubs und Entwicklung bis 1945

In Deutschland galt das Telegraphengesetz von 1892, das u.a. keine Funklizenzen für Privatpersonen vorsah. Die ersten Rundfunkhörer mußten sich mit der schrittweisen Einführung des Unterhaltungsrundfunks einer Prüfung zur Erteilung einer Audionversuchserlaubnis unterziehen sowie Mitglied in einem Funkverein sein.

Entsprechende bürokratische Regeln für den Empfang sind im „Nachrichtenblatt des Reichspostministeriums Jahrgang 1923 Verfügung Nr. 815 – Einführung eines Unterhaltungs-Rundfunks in Deutschland, ausgegeben in Berlin, 24. Oktober 1923“ und in einer „Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs vom 8.März 1924“ enthalten.

Bereits in den Anfängen haben sich Rundfunkhörer und darüber hinaus Interessierte zu örtlichen, territorialen und nationalen Vereinigungen zusammengefunden. Dazu seien beispielsweise genannt:

DED Deutscher Empfangsdienst

DSD Deutscher Sendedienst

DFTV Deutscher Funktechnischer Verband

OFV Oberdeutscher Funk Verband

Oftmals gab es untereinander keine Einigkeit, auch Konflikte. Teilweise gingen die Organisationen ineinander über.

Parallel existierten ARB Amateur-Radio-Bewegung und FRBD Freier-Radio-Bund-Deutschland.

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An Halle ging diese Entwicklung nicht vorbei. Anfangs bestanden hier der Radio-Club und die Radio-Vereinigung. Letztere wurde am 18.02.1924 gegründet. Die Satzung des auch gebildeten Arbeiter-Radio-Klubs datiert vom 29. März 1925.

Das Statut der Radio-Vereinigung Halle enthält in § 2 als ihren Zweck:

– Förderung des gesamten drahtlos-telephonischen Nachrichtenwesens, insbesondere soweit es der Unterhaltung und Belehrung der Allgemeinheit dient.

– Unterrichtung seiner Mitglieder über das Radiowesen in technischer, wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht.

– Sicherungen eines ausreichenden Sendedienstes für Halle und Umgebung – Beteiligung bei der Aufstellung der Unterhaltungsprogramme der für Halle und Umgebung wirkenden Sendestationen.

– Schaffung eines dauerhaften Zusammenhaltes aller Radioteilnehmer in Halle und Umgebung, um deren Interessen gegenüber den amtlichen Stellen und den Sendegesellschaften zu wahren.

Eine Rufzeichenliste etwa 1925 enthält nur Radioklubs, darunter den Amateursender mit dem Rufzeichen KW1, Besitzer Funkverein in Halle a.S., Standort Halle a.S. (Kruschwitz). Aktivitäten sind nicht bekannt. Wie erwähnt gab es neben den bürgerlichen Vereinigungen auch den Arbeiterradioklub.

Das war sicher nicht allein dem Mitgliedsbeitrag geschuldet. In den 210 Ortsgruppen hatte er etwa 10000 Mitglieder.

In Halle eine bestand eine Bezirksgruppe mit einer Jugendgruppe. Diese wurde am 14.Mai 1926 beim Ortsausschuß für Jugendpflege angemeldet. Die Zahl der Jugendlichen betrug 40. Verantwortlich waren Herr Heinrich Stemmler, Harz 42/44 und Hermann Schwarz, Saalwerderstraße 40.

1927 kam es zur Gründung des DASD, des Deutschen-Amateur-Sende und Empfangsdienst e.V. durch den Zusammenschluß der bisherigen territorialen Vereine. Zwischen 1926 und 1931 trafen sich alljährlich Funkfreunde, die in ihrer Freizeit mehr wollten als nur Radioempfänger basteln. Ihr Ziel war die eigene Sendegenehmigung. Sie beschlossen entsprechende Aufgaben wie

– Leitung und Überwachung des deutschen Privatsendeverkehrs

– Ausbildung der Hördienstmitglieder zur Beobachtung für eigene und fremde Forschungen

Am 8. Juni 1930 fand die 6. Kurzwellen-Tagung in Halle statt. Daraus ist zu schließen, daß die hiesigen OM allgemeine Anerkennung fanden. Als Landesgruppenleiter wird 1931 für die Landesgruppe 12, Mitteldeutschland, Sitz Halle.a.d.Saale, Max Drescher, Gräfestraße 18, genannt.

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Zur genannten Zeit war Sendetätigkeit aber nur als Schwarzsender möglich. Erst 1933 gab es offizielle Genehmigungen unter bestimmten Bedingungen und nach dem Ablegen einer Prüfung.

Es gab jedoch keinen allgemeinen Zugang zu Sendelizenzen, bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Juden und andere waren ausgegrenzt. Die überwiegende Mitglieder des DASD waren Hörer mit einer DE-Nummer. Von etwa 4800 Mitgliedern hatten maximal 500 eine Sendegenehmigung. Jeder OM war zu einer lückenlosen Dokumentation seiner Sendetätigkeit verpflichtet. Es mußte der gesamte Sendeinhalt ins Logbuch eingetragen werden. Für alle Amateure galt ein geheimes Verbot aus dem Jahre 1936, daß mit russischen Stationen kein Funk- oder Briefverkehr erlaubt war.

In einem Schreiben des Reichspostministers vom 16. Dezember 1937 werden weitere Verhaltensregeln vorgeschrieben:

– Die Sendeerlaubnis berechtigt nur zu Versuchen

– Zulässig ist nur Telegraphie (rein ungedämpft oder tönend moduliert)

– Verkehr mit Schwarzsendern ist verboten

– Bei Verstößen gegen Auflagen ist künftig Zuchthausstrafe verwirkt

Aus den Mitteilungen des DASD zur Organisationsstruktur LandesOpitz, D 4 MQU, Beesener Straße 5. Die vollständigen Rufzeichenlisten für die Jahre 1925 bis 1944 einschließlich der Kriegsfunk-genehmigungsteilnehmer liegen vor. So enthält die „Rufzeichenliste der von der Deutschen Reichspost genehmigten Liebhaberfunksender Stand 5. Mai 1937“ für Halle und Umgebung:

D 4 ALL Max Drechsler, Gräfestraße 18

D 4 MNL Gotthold Danzke, Landsberg, Hallische Straße 94

D 4 MQL Gerhard Opitz, Beesener Straße 5

D 4 MSL Dr. Landsmann, Merseburg, Lauchstädter Straße 9

D 4 PXL Max Drechsler, Gräfestraße 18

D 4 TFL Friedrich Externbrink, Passendorfer Weg 88

D 3 MFL Dr. Paul Greif, Goethestraße 20 verband U (Sachsen), war im OV Halle der Ortsverbandsführer Gerhard Opitz,

D 4 MQU, Beesener Straße 5.

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So enthält die „Rufzeichenliste der von der Deutschen Reichspost genehmigten Liebhaberfunksender Stand 5. Mai 1937“ für Halle und Umgebung:

D 4 ALL Max Drechsler, Gräfestraße 18

D 4 MNL Gotthold Danzke, Landsberg, Hallische Straße 94

D 4 MQL Gerhard Opitz, Beesener Straße 5

D 4 MSL Dr. Landsmann, Merseburg, Lauchstädter Straße 9

D 4 PXL Max Drechsler, Gräfestraße 18

D 4 TFL Friedrich Externbrink, Passendorfer Weg 88

D 3 MFL Dr. Paul Greif, Goethestraße 20

Neben den D4- und D3- Rufzeichen für Amateure gab es D2-Rufzeichen für Post, Firmen, Institute und Lehranstalten. Es war strengstens verboten, zwischen Amateuren und diesen Stationen Kontakte aufzunehmen. Das ergab sich aus deren Aufgabenstellung u.a. für Waffenentwicklung und Forschung. Im Raum Halle waren dies D 2 BA, Physikalisches Institut der Universität Halle, Paradeplatz 6 Leistung 10 Watt Frequenzen im 40, 20 und 10 m-Band Aufgabenstellung: Ausbreitungsversuche

D 2 BD Professor Dr. Wigge Staatliche Hochschule für angewandte Technik Köthen Leistung 10 Watt Frequenzen 10cm bis 1m Aufgabenstellung: hochfrequenztechnische Entwicklungs- und Forschungsarbeiten im Auftrage des Heereswaffenamtes

Die „Verordnung über Sender für Funkfreunde“ vom 9.Januar 1939 entspricht dem Geist der Zeit und enthält weiter verschärfte Bedingungen. So darf nur Reichsbürgern, nunmehr auch keinen jüdischen Mischlingen, eine Sendegenehmigung erteilt werden.

Mit Kriegsausbruch 1. September 1939 wurden alle ausgegebenen Genehmigungen zurückgenommen und die Geräte eingezogen.

Später wurden an wenige ausgewählte OM Kriegsfunklizenzen ausgegeben. In Halle war es:

D 4 DYL Eberhard Scheller, Oberst-Erdmann-Straße 8 (jetzt am Heiderand) Irgendeine Verbindung zur Heeres- und Luftnachrichtenschule Heide kaserne konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

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Eine Episode aus der dunkelsten Zeit des DASD:

Der eingesetzte Präsident des DASD SS-Obersturmführer und General der Waffen-SS schrieb an den Reichsführer-SS und Reichsminister des Inneren Heinrich Himmler am 31.Juli 1944. Er beschwert sich über den unzureichenden Einsatz der Funkamateure im Sinne der totalen Kriegsführung. Das sei ein Verbrechen und er fordert ihre entsprechende Verwendung.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden am 21. April 1945 im Auftrag der Militärregierung nach dem Einzug der amerikanischen Truppen eine Reihe von Befehlen erlassen, die das Leben der Hallenser streng reglementierten. So war jeglicher Nachrichtenverkehr wie Post-, Fernsprech-, Fernschreib- und Funkverkehr sofort einzustellen.

Selbst Tauben, die zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt werden konnten, waren zu töten oder es waren ihre Flügel zu stutzen. Der DASD wurde wie jede Organisation mit Kriegsende 1945 verboten.


3. Amateurfunk in der DDR

Danach gab es die verordnete Funkstille. Doch funkten Unentwegte in Ost und West schwarz und lebten damit durchaus riskant. Nach und nach wurden für die westdeutschen Funkamateure bei entsprechender Genehmigung territoriale Radio-Clubs gegründet. Um senden zu dürfen bedurfte es auch dort noch vieler Bemühungen.

Ab 19. Januar 1949 galt in der BRD das Amateurfunkgesetz.. Danach wurde 1950 der DARC gegründet, in den die vorherigen Clubs integriert wurden.

Die Funkamateure in der DDR mussten sich noch bis zum 6. Februar 1953 gedulden.

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Zu diesem Datum wurde die Amateurfunk-Verordnung der DDR erlassen. Als Rufzeichenblock wurde DMA bis DTZ vorgesehen. Vorher gab es Versuche, sich in der Kammer der Technik oder der FDJ zu organisieren. Diese liefen jedoch ins Leere.

Die ersten 16 Genehmigungsurkunden wurden in den Tagen 14. – 16. Juli 1953 ausgegeben. Aus Halle waren dabei:

DM2ABH Karl Andrä, Möckernstraße 6

DM2ACH Ernst Tintel, Franckestaße 15

DM2ADH Franz Baer, Kollenbeyer Weg 20

Die erste QSL-Vermittlung der DDR war ab 1.September 1953: Postbox 666, Halle/Saale. Halles zentrale Stellung war damit begündet, daß die die GST ihren ersten Sitz hier hatte. Für alle Funkamateure war ja Bedingung, Mitglied in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) zu sein.

Die Nachrichtenschule wurde im Oktober 1953 in Oppin eröffnet Seit November 1953 wurden die „Mitteilungen für Kurzwellenamateure“, ein Vorläufer der Zeitschrift „Funkamateur“, herausgegeben. Einige Originale sind vorhanden.

Auch in Halle wurde eine Lehrgruppe zur Erlangung von DM-Hörerlizenzen gebildet. Laut „Mitteilungen für Funkamateure“ Nr. 1/1954 verpflichteten sich die SWL Walter Hoffmeister, DM 0088/H und Gerhard Meinekat, DM 0087/H bis zum 1.Mai 1954 die Bedingungen zur Prüfung für die Sendelizenz zu erfüllen. Sie erhielten dann Einzellizenzen und wurden Leiter der Klubstationen TH Merseburg und Buna.

Nach und nach erfolgten weitere Prüfungen und die Ausgabe von Rufzeichen für Klubstationsleiter, Mitbenutzer und Einzellizenzen. Im Januar 1954 beginnt aus Halle die Ausstrahlung von Rundspruchsendungen im Kurzwellenbereich. Der Zentrale Radioklub nimmt im Monat Juni 1954 in Halle seine Tätigkeit auf.

Die ersten Republikmeisterschaften in der Funktechnik fanden in der Zeit 14./15. November 1954 in Halle statt. Ebenso die ersten Republikschaften im Nachrichtensport 13. – 15. September 1957.

In der Folge wurde der Zentralvorstand nach Neuenhagen verlegt. Die zentralen Aktivitäten und einige Funkamateure der ersten Stunde verließen damit Halle. In den Anfangsjahren wurde in den Betriebsarten Telegrafie (CW) und Sprechfunk in Amplitudenmodulation (AM) , dann auch später vor allem auf UKW in Frequenzmodulation (FM) und Funkfernschreiben (RadioTeleType) RTTY gesendet.

Später kam dann Sprechfunk als SingleSideBand-Modulation (SSB) dazu, der Amplitudenmodulation schnell verdrängte. Die Technik bestand aus selbst gebauten Antennen wie z.B. W3DZZ oder Dipol für KW und Yagi Antennen für UKW. Alle Klubstationen wurden mit dem KW 100W – Transceiver Teltow 210 / 215 ausgerüstet.

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Die Schulung in den Klubstationen erfolgte in Stufen, beginnend mit Kurzwellenhörer (SWL) Empfangsanwärter DM-EA und endend zunächst mit einer Mitbenutzerlizenz an einer Klubstation. Im Regelfall mußten Anwärter für eine Einzellizenz und Klubstationsleiter die zentrale Nachrichtenschule der GST in Schönhagen bei Berlin besuchen.

Das Rufzeichenverzeichnis der DDR 1961 enthält Eintragungen von 1040 Rufzeichen darunter 270 mit eigener Station, ebenso viele Klubstationen und etwa 500 Mitbenutzer. Eine Schätzung einschließlich späterer Jahre ergab für den Zeitraum DM/Y2 für Halle und Umgebung etwa 70 – 80 Einzellizenzen, 15 Klubstationen mit 90 Mitbenutzer.

Es wurden Ende der 1970er Jahre an den Klubstationen Ausbildungsrufzeichen – der zweistellige Suffix des Klubrufzeichens wurde mit einem A an erster Stelle ergänzt – eingeführt, mit diesem konnte man unter Aufsicht eines erfahrenen Funkamateurs die ersten Funkverbindungen absolvieren.

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Die Gründung internationaler Organisationen wie der International Amateur Radio Union (IARU) – einer Unterorganisation der ITU in der UNO förderte den weltweiten Austausch.

Zum 1. Januar 1980 erfolgte die Umstellung der Rufzeichenblöcke DMA – DTZ in Y2A – Y9Z. Der Rufzeichenaufbau war nun folgender z.B. für die Einzellizenz DM2AZH vorher Y21ZH

Um für den Amateurfunk zu werben, wurden stets eine Reihe von Veranstaltungen genutzt, z.B. von den OM der Uni zum Tag der Forschung oder zum Uni-Sportfest und von den Waggonbauern mehrere Auftritte auf der MMM, der Messe der Meister von Morgen.

Es freut jeden Funker, auch einmal ausländische Funkpartner persönlich kennenzulernen. Dazu wurden vielfältig private und dienstliche Reisen gezielt oder sporadisch genutzt.

Besondere Anlässe wurden zum Funkverkehr mit Sonderrufzeichen genutzt. Zum 300. Geburtstag von Georg Friedrich Händel waren die halleschen Funkamateure unter dem Sonderrufzeichen Y85GFH aktiv.

Die Aktivitäten auf den Bändern wurden mit der Verleihung einer Vielzahl von Diplomen gewürdigt. Einige Funkamateure wurden Mitglied im Certificate Hunters Club, in der DMCG/Y2CG oder wurden DX-Amateure die besonders auf Kurzwelle weit entfernte Länder oder Inseln per Funkwelle erreichten..

Bei der Teilnahme an Contesten (Wettkämpfe) wurden Sportklassifikationen erreicht.

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Natürlich begannen auch die Funkamateure in Halle/Saale, uns mit der Rechen- und Computertechnik zu beschäftigen. Bei Y34ZH, der Halle-Ammendorfer Klubstation, waren Conteste, oft als Mehrmannstation, immer ein Highlight. Die Auswertung war stets mühevoll. Da die Lösung der TU Dresden vor allem für das Ilmenauer Weltmeisterteam auf der Basis R300/ESER für uns eine Nummer zu groß war, haben wir 1985 für den PC1715 eine dBase/REDABAS – Software für kleinere und mittlere QSO-Zahlen programmiert.Nach Veröffentlichung im „Funkamateur“ wurde sie von einer Reihe von Stationen nachgenutzt.

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An der Klubstation

Ein Verzeichnis aller Klubstationen, Rundspruchstationen, Digis und Relais seit 1953 und ihre Entwicklung bis jetzt wurde aufgestellt. Nahezu unbekannt war dabei die Klubstation Y82ZH in der NVA-Kaserne Lettin.

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4. Neue Aktivitäten nach 1990

Zur Wendezeit 1989/ 1990 beteiligten sich eine Reihe von Mitgliedern der Klubstationen aktiv an der Bildung eines neuen, unabhängigen Verbandes der DDR-Funkamateure. Es wurde viel diskutiert und Forderungen wurden gestellt.

Am 24. März 1990 gab es den Außerordentlichen Verbandsstag in Neuenhagen, an dem Vertreter der Bezirksverbände ( aus Halle / Merseburg u.a. Y21BH / Y39ZH, Dr. Wolfram Döll ) teilnahmen.

Es wurde die Trennung des Radiosportverbandes von der GST bzw. ihrer Nachfolgeorganisation Bund Technischer Sportverbände (BTSV) beschlossen. Am 24. April 1990 fanden sich 19 Funkamateure der bisherigen Klubstationen zur Bildung eines Radioclubs Halle im neuen Radiosportverband zusammen.

Es wurde der erste Vorstand gewählt. Im Verlaufe des Jahres 1990 Auf Grund der neuen Länderregelung erhielt auch der Radiosportverband der DDR e.V. (RSV) eine neue Struktur.

Die Distrikte wurden den Ländern anstelle der Bezirke angepaßt. Aus den ehemaligen Bezirken Halle und Magdeburg wurde das Land Sachsen-Anhalt. Den bisherigen Klubstationen wurde in den Betrieben die Basis entzogen. Die drei neuen Ortsverbände in Halle waren dann:

W19 Halle/Saale / W24 Halle-Neustadt / W35 Martin-Luther-Universität, sowie W21 Merseburg und später aus W19 Halle/Saale ausgegliedert W38 Saalekreis.

In der Folgezeit wurde über eine Vereinigung vom Deutschen Amateur Radio Club (DARC e.V.) und dem RadioSportVerband (RSV) zum Teil widersprüchlich diskutiert und verhandelt. Es wurde ein Kompromiß erreicht: Mit dem 1.Januar 1991 wurde die Auflösung des RSV und der Beitritt seiner Mitglieder in den DARC e.V. beschlossen. Damit trat der RSV selbst nicht dem DARC bei.

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In der folgenden Zeit wurde der Rufzeichenblock Y2A – Y9Z aufgelöst. Für den ehemaligen Bezirk Halle wurde der Block DL1HQA bis DL9HZZ festgelegt. Jeder OM, auch alle bisherigen Mitbenutzer, bekam bei dieser Rufzeichenumstellung das Rufzeichen für eine Einzellizenz. Das war ein Ergebnis intensiver Verhandlungen der Vertreter des RSV

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Viele Aktivitäten unter den neuen Voraussetzungen, von den bisherigen Mitbenutzern jetzt als Heimstation, wurden weitergeführt und auch neue kamen hinzu.

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Walter, DL2HUB

Schritt für Schritt wurde entsprechend der finanziellen Möglichkeiten kommerzielle Technik erworben und Stationen errichtet oder erweitert. Seitdem haben viele OM die Bedingungen für die Diplome DXCC, WAC, WAE, IOTA und andere erfüllt. Die aktivsten Diplomsammler wurden Mitglied in der Diplom-Interessen-Gruppe DIG.

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Einige haben besonders auf Kurzwelle einen beachtlichen Länderstand erreicht.

Verschiedene Anlässe waren der Grund, eigene Diplome herauszugeben: Halle- und Händel-Diplom sowie 1200 Jahre Halle und 500 Jahre MartinLuther-Universität. Zu letzterem Jubiläum arbeitete der Ortsverband (OV) W35 mit dem Sonder-DOK 500MLU.

Eine Vielzahl von Reisen war der Anlaß, auch aus dem Ausland auf Kurzwelle zu funken, so aus vielen europäische Ländern, aber auch V5, A71. Dabei wurde meist die CEPT-Regelung genutzt.

Zu gegenseitigen Treffen mit den Amateuren in den Partnerstädten Karlsruhe und Hildesheim kamen es persönlich bei der Amateurfunkmesse in Hannover, zur Messe HAM-Radio in Friedrichshafen am Bodensee, in Halle/Saale zum Petersbergtreffen und bei Feldtagen sowie zu den auf Kurzwelle am Montag Abend durchgeführten Runden.

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Der 2m-Repeater (UKW-Relais) mit dem Rufzeichen DB0HAL wurde auf dem Petersberg installiert, es kamen später die Relais auf 70cm und 23cm auch DB0PET und DB0HAB hinzu, die beide später als zusammengefasste Funkstelle unter DB0PET aktiv sind. Alle Relais stehen sie jetzt auf der Kirche St. Peter.

Der technische Fortschritt wird sichtbar mit der Installation von DO0SVX auf der Ziegelwiese. An der Errichtung und der Sicherung des Betriebes der Klubstationen, Repeater und Digis haben viele OM mitgewirkt und sehr viel Zeit investiert.

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Beginnend mit den Petersberg-Treffen 1991 werden regelmäßig Feldtage im Sommer durchgeführt. Standorte im Saalekreis waren auch der Katzenberg, der Haltberg und in den letzten Jahren gemeinsam mit dem OV W38, Saalekreis-Ost, der Burgstetten.

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Auch in unseren Ortsverband Halle/Saale W19 werden sowohl neue digitale Betriebsarten als auch neue Übertragungswege ( EME bei W35, Satellit bei W19) genutzt. Dabei und auf vielen anderen Gebieten ist heute die Nutzung der Computertechnik Voraussetzung. Das Gleiche trifft zu für eine umfangreiche Internetnutzung. Man kann im Clustern seltene Stationen finden, Skeds vereinbaren , QSL – Karten elektronisch austauschen, Diplome per Logbuch-Datei beantragen, sowie eigene Websites einrichten.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit erschienen Beiträge in der Mitteldeutschen Zeitung, dem Mitteldeutschen Rundfunk, der CQDL, dem Funkamateur und bei Halle-TV.

Ausstellungen im Museum Petersberg und im Technikmuseum Merseburg wie auch die Festmeile anläßlich 50 Jahre Halle-Neustadt wurden zur Werbung für unser Hobby genutzt, wie auch der Portable-Einsatz zum Laternenfest. Im Museum Brachwitz wurde eine Dauerausstellung der Nachrichtentechnik aufgebaut.

Für viele Funkamateure werden die Exkursionen zu den Sendeanlagen Wiederau, Flughafen Leipzig/Halle, Königs Wusterhausen, Nauen, Revierzentrale der Bundeswasserstraße in Rothensee und weitere in guter Erinnerung bleiben.

Die Amateurfunk-Weltmeisterschaft World Radio Team Championship (WRTC) gibt es seit 1990 und fand 2018 erstmals in Deutschland – Sachsen-Anhalt und Brandenburg statt. 63 Zweierteams, kämpfen um den heiß begehrten Titel. Die Mannschaften kommen aus 31 Nationen, darunter aus ganz Europa, aber auch aus Chile, Venezuela, Kanada, den USA, Neuseeland und Hawaii. Dazu wurden erstmalig wieder Sonderrufzeichen des Y2 – Landeskenner-Blockes aktiviert. Die Funkamateure vom OV Halle/Saale W19 waren als Supporter mit dabei und halfen bei der Organisation und dem Aufbau der Kurzwellenstationen. Das Team DL belegte den 2. Platz in der Wertung.

Die Technik entwickelt sich weiter und es wurden neue Generationen von Kurzwellentransceivern mit Signalverarbeitung per Software (Software-defined Radio – SDR) angeschafft, ebenso neue UKW Technik. Verbesserte Computertechnik und neue Digitale Betriebsarten / Protokolle wie z.B. FT8/ FT4 hielten Einzug in die Funkzimmer der Funkamateure.

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Der Amateurfunk bleibt eine wichtige Plattform für technische Experimente, Notfallkommunikation und weltweite Vernetzung.